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ScheurebeScheurebe

Die Scheurebe ist eine aus Silvaner und Bukettraube gezüchtete Weißweinsorte mit verhältnismäßig geringem Alkoholgehalt. Seltener wird auch die Bezeichnung Sämling 88, kurz S 88, oder Scheu 88 verwendet.

Geschmack

Reife Scheurebenweine haben ein volles kräftiges Bukett und eine rassige,  aber nicht pointierte Säure und ergeben fruchtige, frische, lebendige Weine. Das Bukett erinnert an schwarze Johannisbeeren (Cassis) bis Grapefruit. Besondere Spitzenweine ergeben sich im edelsüßen Bereich. Sie sind lange haltbar und verströmen nach vielen Jahren ein Pfirsicharoma oder intensiven Rosenduft. Die  Auslese-Weine haben meist eine gelb-orange Farbe. Im Aroma-Profil gibt es Verwandtschaft zum Sauvignon. Es kommen bei beiden Sorten Aromen auf der Basis von Pryzinen vor: Erde, Paprika, Stachelbeere. Das Aroma der Scheurebe ist aber wesentlich von Aromen auf der Basis von Terpenen geprägt: blumig bis würzig. Das erinnert wiederum an den Traminer.

Die Weine der Scheurebe werden auch als Beerenauslese, Trockenbeerensauslese und als Eiswein ausgebaut.

Zu welchem Essen

Leichte Kabinettweine eignen sich als abendliche Trinkweine in geselliger Runde. Sie passen aber als Frühlingsweine hervorragend zum Spargel. Trockene bis feinherbe Scheurebe-Weine passen gut zu kräftigen Fleischspeisen wie zu würzigen Ragouts von Geflügel oder Fisch. Sehr gut harmonieren sie auch mit der asiatischen Küche. Edelsüße Spätlesen und Auslesen empfehlen sich als Begleiter von fruchtigen Desserts und zu würzigen Käsesorten wie Munsterkäse oder Blauschimmelkäse.

Was macht die Scheurebe so besonders

Unreif geerntete Scheureben-Trauben ergeben Aromen, die wenig Spaß machen. Sie weisen dann spitze Säuren auf, einen grasigen Geschmack und ein aufdringliches Bukett. In guten Jahren aber, wenn die Beeren ausreifen können, kann die Scheurebe im edelsüßen Bereich überragende Weine hervorbringen. Das Aroma sitzt in der Beerenschale, also lässt man die Beeren möglichst lange am Stock, um mehr Aromareife zu erhalten, vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

Die Winzer registrieren in den letzten Jahren wieder eine Nachfrage nach geschmacksintensiven Weinen. Eine fruchtige Scheurebe ist ihre Antwort auf diese Nachfrage. Für Sommeliers und Kellermeister ist die Scheurebe inzwischen zum Geheimtipp avanciert.

Die Scheurebe hat eine gute Chlorosefestigkeit, das heißt Schäden, die durch Chlorophylmangel bei Weinreben hervorgerufen werden, sind bei der Scheurebe selten. Längere Trockenperioden verträgt die Scheurebe gut, ebenso Böden mit hohem Kalkgehalt. Herbstfröste schaden ihren Blättern normalerweise nicht. Die Scheurebe ist starkwüchsig, kalkverträglich und für gute Silvaner und Rieslinglagen geeignet. Scheurebe-Weine können lange gelagert werden, besonders Spätlesen und Auslesen. Kabinettweine zeigen nach längerer Flaschenreife eine ansprechende Art.

Ursprung / Geschichte

Noch während des 1. Weltkriegs experimentierte der Rebenzüchter Georg Scheu mit einer Kreuzungsserie. Mit seinem 88. Sämling gelang ihm 1916 die Neuzüchtung Scheurebe. Scheu selbst gab als Kreuzung Riesling mit Silvaner an. Anhand Langwieriger DNA-Analysen konnte inzwischen die Bukettrebe (Sylvaner X Trollinger) ermittelt werden. Andere Forscher vermuten, dass die Scheurebe aus einer Kreuzung von Riesling und einer nicht mehr existierenden Rebensorte hervorgegangen ist. In der NS-Zeit wurde die Sorte nach einem Nazi-Bauernführer Dr.-Wagner-Rebe genannt. Ab 1945 war dieser Name nicht mehr gelitten und hieß der Wein bis 1956 Sämling 88, danach dann endgültig Scheurebe.

Georg Scheu wurde 1879 in Krefeld geboren. Während seiner Ausbildungszeit als Gartenbautechniker in Geisenheim und Bromberg entdeckte er seine Liebe zur Rebe und zum Weinbau. 1909 kam er nach Alzey, wo er bis zu seinem Tod 1949 blieb. Seine wichtigsten Tätigkeiten auf der dortigen Landes-Rebenzuchtanstalt bildeten die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Rebsorten, Rebzüchtungen und Rebkrankheiten.

Georg Scheu gilt als der erfolgreichste Rebenzüchter in Deutschland. Ihm gelangen mehrere Neu-Züchtungen wie Scheurebe, Huxelrebe, Faber und Kanzler. Die bekannteste und kommerziell erfolgreichste ist jedoch die Scheurebe.

Aus verschiedenen Gründen dümpelte die Scheurebe so vor sich hin, präsentierte sich als süße Aromasorte ohne besondere Brillanz. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert. Der Scheurebe wurde lange Zeit gerne als kleine Schwester des Sauvignon blanc bezeichnet, denn ihr ist wie dem Sauvignon und dem Riesling ein gutes Säurepotential eigen, das für eine frische Struktur und eine gute Haltbarkeit sorgt. Kommen die richtigen Faktoren zusammen wie Menge, Lage und Traubenreife, dann können aus der Scheurebe Spitzenweine erzeugt werden von trocken bis filigran edelsüß. Inzwischen behaupten viele Winzer und Wein-Fachleute von der Scheurebe, sie sei der bessere Sauvignon blanc. Viele ausdrucksstarke, rassige und vollfruchtige trockene Scheurebe-Weine untermauern diese Behauptung.

Anbaugebiete

Scheureben-Weine werden in Deutschland hauptsächlich In Rheinhessen, in der Pfalz und an der Nahe angebaut. 1964 standen 342 Hektar im Anbau, 1979 schon über 3400 Hektar. In den 1990er Jahren ging die Nachfrage nach Scheureben-Weine stark zurück. Grund dafür ist der damals vorherrschende Anbaustil zu einem lieblichen bis süßen Wein. In den Hochpreissegmenten sind diese Weine durchweg nicht mehr gefragt. Deshalb sind in Deutschland inzwischen nur noch rund 1500 Hektar im Ertrag. Die größte Scheurebenfläche in Deutschland mit 770 Hektar befindet sich in Rheinhessen gefolgt von der Pfalz mit rund 400 Hektar, Franken mit  140 Hektar und der Nahe mit 110 Hektar. Mit einem Flächenanteil von zwei Prozent  an der deutschen Rebfläche gilt die Scheurebe als eine der erfolgreichsten deutschen Neuzüchtungen.

Hervorragende Anbauer sind u.a. die Weingüter Wirsching in Iphofen in Franken, Klaus-Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim in Rheinhessen und Pfeffingen bei Bad Dürkheim in der Pfalz. Der „IphöferKronsberg“ ist wohl die berühmteste Scheurebe überhaupt. 2011 wurde der Spätlese-Jahrgang 2009 mit dem „Sommelier Wine Avard“ ausgezeichnet.

Auch als Verschnittpartner taugt die Scheurebe, so zum Beispiel mit Riesling, aber auch mit Müller-Thurgau, Sylvaner und Riesling.

Außerhalb Deutschlands wird die Scheurebe noch in Österreich angebaut, wohl mit rückläufiger Tendenz. Derzeit sind es noch ca. 350 Hektar, vor allem um den Neusiedler See und in der Südsteiermark. Hier werden hervorragende edelsüße Scheureben angebaut. Kleine Anbauflächen gibt es noch in der Schweiz und in Süd-England. Die dort angebaute Scheurebe wird gern  gut gekühlt als Aperitif getrunken.

Außerhalb Europas wird die Scheurebe noch in Kalifornien angebaut, die Bedeutung der Scheurebe ist aber weltweit gesehen gering.

 

Info-Box:

Bei welcher Temperatur sollte die Scheurebe am  besten getrunken werden?

Junge Weine unter 5 Jahren 9° – 11° C
Alter über 5 Jahre: 10° – 12° C
Süßweine: 6° – 10° C

Zu welchen Gerichten Passt die Scheurebe gut?

Leichter Kabinettwein: Als Frühlingswein zum Spargel
Trockene bis feinherbe Weine: Zu kräftigen Fleischspeisen wie würziges Ragout von Fisch oder Geflügel oder zur asiatischen Küche.
Edelsüße Weine: Zu fruchtigen Desserts und zu  würzigem Käse.

Welches Glas verwendet man?

Tulpenförmiges Glas mit nach oben schlanker werdendem Hals.